Menschen, Moore, Klimaschutz

Menschen und Moore sind seit Urzeiten miteinander verbunden. Für die Archäologie, für die Kunst, für den Erhalt einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt sowie aktuell für den Klimaschutz spielen Moore eine bedeutende Rolle. Mit dem Schutz der Moore bleiben somit vielfältige Wissensquellen und Anknüpfungspunkte erhalten – für ihren Schutz und Erhalt setzen sich eine Vielzahl von Menschen und Fachrichtungen ein.

Eine 30 Zentimeter dicke Torfschicht braucht es, dann kann man von Moorböden sprechen. Diese Torfschicht wächst sehr langsam – 1mm pro Jahr. Bis 30 cm Torfschicht gewachsen ist, können schon einmal 300 Jahre vergangen sein. Torfböden in unserer Region, die 7 oder 10 Meter mächtig sind, können deshalb 7000 bis 10.000 Jahre alt sein.

Und diese jahrtausendealten Böden haben es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Sie speichern nicht nur Kohlenstoff. In Ihren Torfen ist auch die Vegetations‐ und Kulturgeschichte der Region enthalten. Längst verschwundene Pflanzen, Tiere und menschliche Siedlungsformen sind in intakten Mooren konserviert und für die Zukunft aufbewahrt. Wird ein Moor entwässert, ist auch dieser einzigartige Wissensspeicher bedroht.

Anhand von sog. Pollendiagrammen, die man aus den Torfen alter Moore erstellen kann, lässt sich z.B. der Wandel der Landschaft nachvollziehen und datieren. Vormals vorherrschende Vegetationsformen und deren Wandel, Tier- und Pflanzenarten, aber auch die Entstehung der Landnutzung oder Klimaveränderung sind hier ablesbar. Wann beginnt sich die ehemals flächendeckend bewaldete Landschaft zu verändern? Wann werden Baumbestände durch Getreide verdrängt? Was lässt sich anhand von Kohlepartikeln ableiten – sind sie z.B. Anzeichen für erste Brandrodungen? Oder das Aufkommen von Schwermetallen: Wann finden sich erste Anzeichen für metallurgische Aktivitäten von Menschen?

Nasse Moore konservierten darüber hinaus alte Siedlungsgebäude, Schiffe, Gegenstände des Alltags bis hin zu menschlichen Körpern und Skeletten. Sie alle erzählen, von längst vergangenen Zeiten, Kultur und Kulturtechniken. Noch immer sind Moorleichen wohl eine der erste Assoziationen mit dem Moor – zurecht, aber längst auch nicht mehr allein.

Moore & Klimachutz

Moore sind die größten und effektivsten Kohlenstoffspeicher der Erde.

Intakte Moore speichern doppelt so viel Kohlenstoff in ihren Torfen wie in den Wäldern weltweit enthalten ist.

Ein Schlüssel hierfür sind Torfmoose. Diese können selbst in geringen Nährstoffmengen aufnehmen und praktisch unbegrenzt wachsen. Während sich die Pflanze nach oben wächst, stirbt die Basis wegen Luftabschluss ab – aus diesen unvollständig zersetzenden Geweben entsteht der Torf. In Trockenzeiten können Torfmoose ihren Stoffwechsel auf ein Minimum reduzieren. Bei Regen sind sie dann in der Lage in ihren großen Speicherzellen mehr als das 30-fache ihrer Trockenmasse an Wasser zu speichern.

Weil Torfmoose, aber auch Schilf, Blätter und andere Pflanzenreste unter Wasser sinken und nicht vollständig abgebaut werden, lagern sie sich als Torf ab. Jedes Jahr wächst die Torfschicht eines Moores so rund 1mm. Ein 3 Meter dickes Torf ist somit ca. 3000 Jahre alt.

Über Jahrtausende prägten Moore das Bild der Landschaft in weiten Teilen Norddeutschlands. Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachen waren durchzogen von Mooren. Moore konnten nicht einfach durchquert und bewirtschaftet werden. Hier zu leben war beschwerlich, erforderte Geschick und Ausdauer – für Tiere und Menschen. Im Herzen der Moore entwickelte sich somit eine einzigartige Tier‐ und Pflanzenwelt.

Wird ein Moor entwässert, wird aus dem Kohlenstoffspeicher eine Treibhausgasquelle.

In Mecklenburg‐Vorpommern stammen ca. 30% der Treibhausgase aus trockenen Mooren. Damit liegen Moore – lt. dem Moorschutzkonzept von 2009 – noch vor den Sektoren Strom/Wärme, Verkehr und Industrie.

Bedroht wurden und werden Moore durch Ihre flächendeckende Trockenlegung.

Historisch zumeist aus – seinerzeit –  nachvolluiehbaren Gründen wurden Moore trocken gelegt:

  • um Torf als Brennstoff zum Heizen zu nutzen,
  • um Flächen für die Landwirtschaft und den Anbau von Lebensmitteln zu erschließen,
  • um Erden und Substrate für den Garten- und Landschaftsbau zu gewinnen,
  • um vormals undurchdringliche Räume effizienter durchqueren, verwalten und beherrschen zu können.

Heute jedoch wissen wir, dass mit der Trockenlegung der Moore nicht nur ihre einzigartige Tier- und Pflanzenwelt verschwindet. Gleichzeitig sind die trocken gelegten, organischen Böden der Moore eminente Treibhausgasquellen und beschleunigen somit den Klimawandel. Viele gute Gründe also, um Moore heute zu schützen und schrittweise wieder zu vernässen.

Was es zu entdecken gibt