| 12/2019
| Zarrentin, Sandhof, Verchen-Aalbude |

Die Reden über Klimaschutz in den gesellschaftlichen Debatten überschlagen sich derzeit. Immer mehr Menschen und Institutionen beschäftigen sich mit der Frage, wie sie das Klima besser schützen können und welche Schritte in der Praxis möglich und notwendig sind: Einerseits durch Vermeidung, andererseits durch das Ausgleichen von nicht vermeidbaren CO2-Emissionen. Zum 31.12.2019 endet das Projekt der Akademie für Nachhaltige Entwicklung (ANE) „Mehr MoorFutures durch MoorFutures. Klimaschutz trifft Biodiversität“. Es wurde aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums und Eigenmitteln der Stiftung finanziert.

Henrik Manthey, Servicestelle MoorFutures bei der Akademie für Nachhaltige Entwicklung (ANE): „Unsere Moore haben für den Klimaschutz eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. In Mecklenburg-Vorpommern sind trocken gelegte Moore die größte Treibhausgasquelle, noch vor den Sektoren Verkehr und Industrie. Neben diesem Wissen wollten wir einen teilweise vergessenen Lebensraum wieder entdecken helfen: Mit den Moor-Info-Punkten, Fotowettbewerben, Workshops für Lehrerinnen und Kita-Erzieher, der Unterstützung des Moortheaters und mit unser neuen App „MuchMoor“. Denn nur was Menschen kennen und schätzen werden Sie auch schützen.“

Kernziel des ANE-Projektes war auch die Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung und Nutzung der MoorFutures als eines einheimischen Finanzierungsinstruments zum Schutz von Mooren. Unternehmen und Bürger ermöglichen mit dem Kauf von MoorFutures die Wiedervernässung von Mooren. Werden sie wiedervernässt, sind renaturierte Moore riesige, natürliche Speicherkammern von Kohlenstoff. Gut für das Klima!

Mittlerweile sind 3 Moore auf diese Weise durch das freiwillige Engagement von Unternehmen und Bürgern in MV renaturiert worden: der Polder Kieve (bei Röbel), die Kamerunwiese (bei Neustrelitz) und der Gelliner Bruch (bei Pasewalk). Allein im Jahr 2019 sind durch dieses gemeinsame Engagement 100.000 € in die Kamerunwiese und 100.000 € in den Gelliner Bruch geflossen. Dieser Erfolg ist dem vitalen Netzwerk von MoorFutures-Akteuren in MV zu verdanken. Das ANE-Projekt hat hierfür einen zentralen Beitrag geleistet.

Am Donnerstag, den 19.12.2019 wurden an herausragenden Moor-Standorten in Mecklenburg-Vorpommern 3 Moor-Info-Punkt-Stelen eingeweiht:

9:00
Zarrentin am Schaalsee, PAHLHUUS, UNESCO-Biosphärenreservat Schaalsee: auf dem Moorerlebnispfad

11:30
Sandhof, Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide: beim Aussichtsturm Rothirsch am Großen Serrahn

15:00
Verchen-Aalbude: beim Wasserwanderrastplatz

Das Besondere der Info-Stelen: Sie sind mit einem Moor-Eiche-Look versehen und auch sonst ein ziemlicher Hingucker. Jeden Moor-Info-Punkt schmückt eine regional typisches Tier: die Azurjunger in Zarrentin, den Neuntöter in Sandhof und den Biber in Aalbude. Neben allgemeinen Informationen über Moore, deren Schönheit und Nützlichkeit, Klimaschutz und Biodiversität kann man die Besonderheiten des Ortes mit Blick auf die Moore nachlesen.

Hintergrundinformationen

Über den Moor-Info-Punkt Schaalsee
Der 700 Meter lange Moorerlebnispfad führt durch einen einzigartigen Lebensraum, das Kalkflachmoor. 1998 hatten die Ranger des Biosphärenreservatsamtes Schaalsee-Elbe einen Holzbohlensteg in Eigenleistung angelegt. Trotz kontinuierlicher Instandhaltung musste der Pfad im Juli 2016 aus verkehrsrechtlichen Gründen gesperrt werden. Nach umfangreichen Planungen konnte der Wiederaufbau des Steges aus recyceltem Kunststoff im August 2018 beginnen. Der Erlebnispfad ist darüber hinaus barrierefrei. Der Moorerlebnispfad ist ein wesentlicher Bestandteil des Informationsangebotes des UNESCO-Biosphärenreservates und untrennbar mit der Informationsausstellung im PAHLHUUS verbunden. Das UNESCO-Biosphärenreservat blickt im kommenden Jahr auf eine mittlerweile 30-jährige Geschichte zurück. Geprägt durch den Namen gebenden Schaalsee sowie weiterer Seen, sind im Gebiet viele Moore und Seen, Felder, Weideland und Feuchtwiesen, naturnahe Buchenwälder typisch.

Über den Moor-Info-Punkt Aussichtsturm Rothirsch / Großer Serrahn
Das 1990 ausgewiesene Naturschutzgebiet „Großer und Kleiner Serrahn“ ist eine 722 Hektar große Fläche zwischen den Ortschaften Wendisch Waren und Sandhof, eine einzigartige Moorlandschaft eines verlandeten Sees. Ein dichtes Grabennetz durchzieht die Fläche und zeugt von den jahrzehntelangen Bemühungen den See und das Moor zu entwässern. An der Mildenitz, die im Südosten in den Serrahnsee floss, stand im Mittelalter eine Wassermühle. In den Jahren 1853 bis 1857 wurde der See durch Wasserstandsabsenkung des Goldberger Sees um 1,2 Meter vollständig entwässert. Des Weiteren wurde der Flusslauf der Mildenitz als Kanal ausgebaut. Stichgräben zur Entwässerung wurden angelegt, um die trocken gefallenen Flächen als Grünland zu nutzen. Ein windgetriebenes Schöpfwerk unterstützte diesen Entwässerungsprozess. Nach dem 2. Weltkrieg verfielen die Grabensysteme langsam. Sie wurden nicht wiederinstandgesetzt. Das Grünland war nur noch in sehr trockenen Jahren und in seinen Randbereichen nutzbar. Ein in den 1970er Jahren gebautes Schöpfwerk entwässerte den südlichen Teil des Großen Serrahns. Über ein LIFE-Projekt wurde das Schöpfwerk im Jahr 1997 stillgelegt. Die Kernflächen des heutigen Schutzgebiets sind seit 1962 militärisches Sperrgebiet.

Über den Moor-Info-Punkt Flusslandschaft Peene – Amazonas des Nordens
Das weitgehend unverbaute und naturbelassene Peenetal ist in seiner Ursprünglichkeit kaum zu übertreffen. Die Peene durchfließt auf ihrem Weg vom Kummerower See bis zum Peenestrom, auf einer Länge von annähernd 100 km, eines der größten zusammenhängenden Niedermoorgebiete Europas. Der Fluss windet sich geruhsam durch ein Mosaik aus Altarmen, einstigen Torfstichen, wiedervernässten Renaturierungsflächen sowie ausgedehnten Schilf- und Waldgebieten. Das Gesamtgefälle der Peene beträgt dabei nur ca. 24 cm. Die Abwesenheit von Stau- oder Wehranlagen kann zur Strömungsumkehr führen, je nach Windrichtung und Wasserstand der Ostsee. Der im Jahr 2011 gegründete Naturpark gehört mit einer Fläche von 334 km² zum Verbund Nationaler Naturlandschaften und verbindet den Naturpark „Mecklenburgische Schweiz / Kummerower See“ und „Insel Usedom“ miteinander. Der Fluss selbst gilt nach wie vor als Bundeswasserstraße, jedoch mit einer sehr geringen Bedeutung. Weitestgehend naturbelassen fließt die Peene durch ein riesiges Naturschutzgebiet und gibt dabei Einblicke in die Entwicklungsgeschichte von Mecklenburg-Vorpommern. Das Naturparadies Peenetal besteht aus riesigen Moorflächen. Im Verbund mit den Landschaftsschutzgebieten der Flusstalränder bilden sie wertvolle Rückzugsflächen für die Tier- und Pflanzenwelt. Zahlreiche Arten sind vom Aussterben bedroht und kommen teilweise nur im Peenetal vor.

Materialien